NEO 86 – Jan 2015

Sternenkinder

von Rüdiger Schäfer

Handlungszeitraum: Dezember 2037

Handlungsort: RIRROD, Gesverr

Kurzinhalt

Ras Tschubai und Frederik Andersson sind Gefangene der Orristan. Eine ebenso überraschende wie fremde Zivilisation im Solsystem. Obwohl die den beiden Menschen misstrauisch, sogar feindlich gegenübersteht, wird dem Mutanten in der Ratshalle eine Aufgabe übertragen, die überlebenswichtig für die Zivilisation auf den Kalten Welten ist.

Der Orristan Ovesst, Kommandeur der RIRROD hat Phaenn zerstört, damit die Arkoniden keine Spuren seiner versteckten Heimat finden. Viele Sternenkinder haben die Selbstzerstörung mit dem Leben bezahlt. Der Empfang auf der Heimatstation, nach zweihundert Jahren Abwesenheit, ist eisig. Er bringt zwei Gefangene mit, die eine unerwartete Rolle spielen werden.

Isskava Dara, die Leakkum der Orristan, greift zu einem ungewöhnlichen Mittel, um ihre Glaubwürdigkeit zu demonstrieren. Seit Jahrhunderten hat sie das Lied des Ewigen nicht mehr gehört. Seine angeblichen Weisungen sind ihre. Ein schwerer Vertrauensbruch an den Sternenkindern. Als sie von den besonderen Fähigkeiten eines Gefangenen hört, ergreift sie ihren letzten Strohhalm.

Handlung

Ras Tschubai und Frederik Andersson erwachen schwerelos in einem kalten, spärlich beleuchteten Raum. Ras erinnert sich, von den mumienähnlichen Orristan, zusammen mit Frederik und dem Arkoniden Lorir tiefer in die auf Dysnomia versteckte Station gebracht worden zu sein. Zuvor waren die beiden Terraner als Gefangene mit Reekha Chetzkel und einem Erkundungstrupp eingedrungen. Dort hatte sie die anfangs tot geglaubte Besatzung des Dunklen Sängers angegriffen. Während des Rückzugsgefechts wurden die drei vom Haupttrupp getrennt und sind in die Gefangenschaft der Orristan geraten. Während der Mutant und sein norwegischer Kamerad schnell versuchen, sich an die ungewöhnlichen Gegebenheiten zu gewöhnen, ist der schwerverletzte Lorir kaum ansprechbar. Notdürftig versorgen sie ihn, als er plötzlich wortlos aus der Zelle geholt wird. Als sie Lorir wiedersehen ist er tot. Frederick Andersson zeigt jetzt erste Anzeichen von Hysterie. Ein Grund für Ras sich Gedanken um die Flucht zu machen. Er widmet sich dem Öffnungsmechanismus der Zelle und entdeckt Ähnlichkeiten mit dem Impulsschloss am Zugang der Station auf dem Erismond. Es gelingt ihm, durch Variation seiner Stimme, den fehlenden Impuls zu finden. Das Schott öffnet sich. Ihr Ziel sind die Außenbereiche des Raumschiffes, in dem sie sich offenbar befinden. Obwohl sie Probleme in der Schwerelosigkeit haben, so wird doch ihr Fortkommen merkwürdigerweise kaum behindert. Die Schotts öffnen sich vor ihnen, kein Orristan stellt sich ihnen in den Weg. Nur ein unfreiwilliger Aufenthalt in einer Recyclinganlage kostet sie fast das Leben. Glücklich entkommen, finden sie einen Hangar mit Beibooten, die äußerlich Gesteinsbrocken gleichen. Selbst die öffnen sich bereitwillig und geben die Flugkontrollen frei. Hier endet jedoch ihre Flucht. Ein Trupp Orristan nähert sich. Um die beiden Terraner wird es dunkel. Als sie wieder erwachen sucht sie der Kommandant der RIRROD, Ovesst, auf. Neben der Möglichkeit einige Missverständnisse aufzuklären, erfahren die beiden Gefangenen, wo das Ziel des Schiffs ist. Das Zentrum der Sternenkinder, wie sich die Orristan auch selbst nennen, ist Gesverr. Das Auftauchen der Arkoniden auf der Warmen Welt und der Angriff auf die Station auf Dysnomia hätten erhebliche Unruhe unter die Orristan gebracht. Ras und Frederik sollen der Erweckerin und dem Rat vorgeführt werden. Die Ankunft auf Gesverr ist für den Kommandanten und seine Gefangenen ziemlich unerfreulich. Sie werden von aufgebrachten Orristan bedrängt. Nur das Eingreifen einer Person, offenbar hohen Ranges, beruhigt die Situation. Für Ras Tschubai und Frederick Andersson beginnt das Warten auf ihre Vorführung.

Ovesst ist Kommandant des Raumschiffes RIRROD. Eine Hinterlassenschaft der mythischen Vorfahren der Orristan, der Ersten. Alle Gebäude und technischen Anlagen die sie benutzen, sind dessen Erbe. Ovesst ist aufgewühlt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Sternenkinder musste eine Station aufgegeben und zerstört werden. Phaenn wurde trotz des Halatons und der Tarnkünste der Orristan von den Arkoniden gefunden und angegriffen. Die Invasoren der Warmen Welt sind dem friedfertigen Volk, das sich durch die Jahrtausende durch Unsichtbarmachung geschützt hat, weit überlegen. Jetzt stellt sich die RIRROD mit den überlebenden Sternenkindern tot. Solange das Raumschiff, mit dem die Arkoniden und Ovessts jetzige Gefangene gekommen sind, weiter nach Hinweisen sucht, muss die unterlichtschnelle RIRROD stillhalten. In der Zwischenzeit versucht er, von den Fremden Informationen zubekommen. Der Arkonide stirbt dabei. Er bringt ihn zurück zu seinen Mitgefangenen, damit sie ihn in sich aufnehmen können. Den für Orristan heiligen Vorgang der Repundda will Ovesst nicht entweihen. Er überwacht die beiden Anderen nicht mehr. Deshalb bemerkt der Kommandant nicht, dass diese aus der Unterkunft entkommen. Erst als die Flüchtigen bereits in den Hangars sind und ein Beiboot startklar gemacht haben, ertönt ein Alarm. Dem Kommandanten ist ein Rätsel, wie die Gefangenen unbemerkt durch das Schiff kommen konnten. Die Aktivierung des Beibootes führt dazu, dass das arkonidische Schiff aufmerksam wird und gefährlich nahe kommt. Ovesst befiehlt die Moirrea. Bei der Verdunklung des Schiffes werden alle Systeme heruntergefahren. Da das Äußere einem Gesteinsbrocken ähnelt, ist es nahezu unauffindbar, selbst mit ausgefeilter Ortung. Kurz bevor Ovesst den Befehl zur Selbstzerstörung gibt, drehen die Eindringlinge ab. Die RIRROD startet nach Gesverr, der Zentrum der Sternenkinder. Nach zweihundertjähriger Abwesenheit bemerkt Ovesst bei der Ankunft sehr schnell, dass Aufruhr herrscht. Die sonst so friedlichen Landsleute bedrohen ihn und seine Gefangenen körperlich. Zum einen geben sie Ovesst die Schuld am Desaster auf Phaenn und den Tod vieler ihrer Angehörigen, zum anderen hat er Fremde mitgebracht, die von der Existenz der Orristan nichts wissen dürften. Erst das Erscheinen des hochgeachteten Rates Siturrain beruhigt die Lage. Der verlangt die Besinnung auf die Gelübde der Ersten. Die Orristan erschrecken daraufhin selbst vor ihrer Aggressivität. Der Rat nimmt Ovesst beiseite und verlangt von diesem, die Gefangenen zu töten. Die Leakkum Isskava wolle sie in die Nähe des Ewigen bringen, ein Traditionsbruch ohne Gleichen und eine Bedrohung des Asskor Tavirr. Ovesst ist im Zwiespalt, Seine Verbundenheit mit Isskava, seiner früheren Geliebte oder die Sicherheit der Gemeinschaft.

Isskava Dara, die Leakkum, ist in einer Notlage. Seit sehr langer Zeit, hat Asskor Tavirr, der Ewige, nicht mehr zu ihr gesprochen. Es geht die Legende, dass Asskor Tavirr so alt ist, dass er die Ersten noch aus eigenem Erleben kennt. Das Lied des Ewigen ist eine wichtige Weisung für die Orristan in schweren Zeiten. Um ihr Ansehen nicht zu verlieren, täuscht sie die Sternenkinder. Sie gibt ihre Ratschläge als die Asskor Tavirrs aus. Jetzt aber herrscht Aufruhr in den Kalten Welten. Fremde haben die Warme Welt besetzt. Als raumfahrendes Volk können sie den Orristan gefährlich werden. Ihr ehemaliger Geliebter Ovesst musste zum Schutz vor Entdeckung aller Sternenkinder seine Station auf Phaenn zerstören. Viele konnten aus ihrer Stasis nicht geweckt werden und verloren ihr Leben. Außerdem setzt ihr der Rat Siturrain zu. Er hegt seit geraumer Zeit den Verdacht, dass es nicht die Weisungen des Ewigen sind. Er verlangt eine Erweckung des jahrtausendealten Schläfers vor allen Räten. Aus diesem Dilemma kann sich Isskava nicht mehr herauswinden. Auch Olffgan Kell, der Me'rell Arendt des Rates, der sie bis jetzt vor den Angriffen Siturrains geschützt hat, ist machtlos. Ihre einzige Hoffnung sind die Gefangenen, die Ovesst kurz vor der Zerstörung der Station gemacht hat. Wie ihr der Kommandant der RIRROD schon mitgeteilt hat, ist einer mit einem außerordentlichen Gehör ausgestattet. Vielleicht kann der das Lied des Schläfers hören. Sie verlangt die Anwesenheit der Menschen bei der Erweckungszeremonie. Eine unerhörte Forderung der Leakkum. Die unsicheren Zeiten verlangen aber ungewöhnliche Maßnahmen. Der Rat stimmt zu.

Am Tag der Erweckung wird Asskor Tavirr in seiner Schlafkapsel in den Ratssaal gebracht. Ovesst und Teffrik, der stellvertretende Kommandant Ovessts, bringen Ras Tschubai und Frederik Andersson herein. Obwohl sich Isskava Dara vom Anblick der Beiden abgestoßen fühlt, setzt sie doch alle Hoffnung in Ras. Ohne Umschweife geht der, unter den misstrauischen Blicken der Räte, zum Ewigen und versenkt sich lauschend in den Körper Tavirrs. Der Rhythmus des Lebens pulsiert in diesem uralten Orristan und Ras klopft ihn mit. Plötzlich wird er von Frederik aus der Trance gerissen. Um ihn herum ist ein Tumult ausgebrochen. Die Zusammenkunft wird von Errkarem überfallen. Sie gleichen den Orristan bis auf die hellere Haut. Mitten im Durcheinander, Asskor Tavirr, der, erwacht, in seiner Schlafkapsel sitzt und dem Treiben verwirrt folgt. Der Rat Siturrain stirbt beim Versuch, sich schützend vor den Ewigen zu werfen, auch Ovesst wird im Kampf schwer getroffen. Ras und Frederik versuchen, die wie angewurzelt verweilende Leakkum zu retten. Der Schock über den Erwachten, den sie über Jahrtausende gepflegt hat, ohne nur ein Zeichen von ihm zu erhalten und dass sie ihn auch schon wieder verlieren soll, lassen sie erstarren. Nur mit Mühe können die Menschen sie zur Flucht bewegen. Den einzigen Trost, den sie Isskava spenden können ist, die Entführer behandeln Asskor Tavirr genauso respektvoll und demütig, wie die Orristan. Der Versuch die Errkarem aufzuhalten scheitert. Wie sich herausstellt, haben die Orristan ihre Existenz auf das beschränkt, was ihnen die Ersten hinterlassen haben. Ras Tschubai bietet Isskava an, Asskor Tavirr zurückzuholen, die soll ihm dazu ein Schiff überlassen. Er will den Orristan beweisen, dass nicht er und Andersson schuld an der Misere sind, in der sich die Sternenkinder jetzt befinden, außerdem will er mehr über die Errkarem erfahren, die auf den Heißen Welten leben sollen, aber den Orristan so ähnlich sind und Ras Tschubai will beweisen, dass die Menschen und die Orristan gute Nachbarn oder vielleicht sogar Verbündete sein können, im selben Sonnensystem.