Die Kathedrale von Rhoarx

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Überblick
Serie: Atlan-Miniserien (Band 47)
(Fortlaufende Nummerierung erst ab Obsidian 1)
AM47.jpg
© Heinrich Bauer Verlag KG
Zyklus: Intrawelt
Titel: Die Kathedrale von Rhoarx
Autor: Michael Marcus Thurner
Titelbildzeichner: Dirk Schulz
Innenillustrator: Harry Messerschmidt (1 x)
Erstmals erschienen: Freitag, 10. Februar 2006
Hauptpersonen: Atlan, Tuxit, Peonu, Jolo
Handlungszeitraum: 1225 NGZ
Handlungsort: Intrawelt
Zusätzliche Formate: E-Book, enthalten in Grünband 58

Handlung

Nachdem der Zweikampf zwischen Uquart und Tuxit mit dem Selbstmord des ersteren geendet hat, macht sich Tuxit als neuer Oberster Brüter an den direkten Neuaufbau Aspoghies. Er legt einen unglaublichen Elan an den Tag, und tatsächlich entsteht die Stadt neu. Nach einigen Tagen kommt der Oberste Brüter zu Atlan, Peonu und Jolo und erklärt, dass er nun einige Tage entbehren kann, um Atlan zum Flammenstaub zu führen. Dieser sei in der Kathedrale von Rhoarx zu finden. Unmissverständlich macht der Rhoarxi Peonu klar, dass der Flammenstaub Atlan allein gebührt.

Kurz vor dem Aufbruch trifft noch Demio ein. Die alte Rhoarxi war einst die Amme Tuxits und über all die zehntausend Tage hat sie ein Ei für Tuxit im geheimen aufbewahrt. Es ist eines von Tuxit selbst, ein Nachfahre von ihm. Tuxit ist begeistert, doch die Zeit drängt, und so ziehen die vier ungleichen Wesen wieder aus. Über das Gondelsystem erreichen sie zunächst die Flachstation ZER-95, von dort geht es zur Hochstation OB-66. Tuxit will einen Ultrafaden benutzen, der zur Ultrastation D-1 führt. Der schlecht gelaunte, mürrische Maulspindler Joshenbonk holt sie mit einer Ultragondel von OB-66 ab. Das Ziel der Reise ist die Station D-1. Die Gondel ist für die Bedürfnisse der Rhoarxi eingerichtet. Bisher ist kein anderes Wesen als ein Rhoarxi zu einer Ultrastation mitgenommen worden. Diese Stationen befinden sich auf 140.000 km Höhe, also fast direkt an der Kunstsonne der Intrawelt.

Angekommen in D-1 organisiert Joshenbonk eine Führung durch die Station. Tuxit versucht, mit Bejbal über die Zustände in D-1 zu reden. Doch ihre Programmierung macht es den Maulspindlern unmöglich, Kritik zu üben – und schon gar nicht in Gegenwart eines Rhoarxi. Tuxit stimmt einen Sprechgesang an und berichtet vom Aufstieg und Fall der Rhoarxi und dem Flammenstaub.

*
Die Geschichte der Rhoarxi:
Vor etwa 1,5 Millionen Jahren war Dwingeloo ein Hort des Lebens, unzählige Völker stritten um die Vorherrschaft und Gebiete. Und in dieser Zeit kehrte das Volk der Rhoarxi zurück nach Dwingeloo, ihrer Heimat. Sie beteiligten sich an den Positionskämpfen und gewannen die meisten. Ein großes Reich entstand. Nichts schien die Vogelwesen aufhalten zu können, bis die Togronen sich ihnen als ebenbürtig erwiesen. Eine gigantische Auseinandersetzung begann. Jahrhundertelang legten die beiden Völker im Kampf gegeneinander ganze Sternenarme in Schutt und Asche und hinterließen ohne Rücksicht verbrannte Erde. Bis sich die Togronen einfach in ihr altes Heimatgebiet zurückzogen, in dem Wissen und Gewissen, den Rhoarxi ebenbürtig die Stirn geboten zu haben.
Dies hinterließ eine gewisse Schmach in den Rhoarxi und Zorn. Dieser wurde unbändig, und wieder zogen die Rhoarxi über Dwingeloo hinweg und zerstörten alles, was ihnen vor den Schnabel kam, auch ihre planetengebundenen Artgenossen. Mehr als die Hälfte aller sesshaften Rhoarxistämme wurde ausgelöscht.
Zum Schluss blieben nur noch sieben Stämme übrig. Diese bekriegten sich gegenseitig, und als nur noch vier Stämme übrig waren, erschien Lae.
Dieser Lae bot den Rhoarxi den Flammenstaub an, er sollte den Aggressionstrieb der Rhoarxi im Zaum halten. Doch die Rhoarxistämme belachten das Wesen in seinem kobaltblauen Raumer und griffen vehement an. Doch der Raumer widerstand mühelos. Nach dem Angriff bot Lae erneut den Flammenstaub an, als sei nichts geschehen. Die Modalitäten wurden ausgetauscht, als Gegenleistung für das Zaubermittel sollten die Rhoarxi gelegentlich Aufträge für die positiven Mächte des Universums ausführen, für die Kosmokraten. Mit den Ältesten der Stämme ging Lae zur Kathedrale von Rhoarx, einem »Ort zwischen den Orten«.
Geläutert kehrten die Stammesführer zurück, als Träger des Flammenstaubs, und es kehrte Ruhe ein in Dwingeloo. Die Rhoarxi arbeiteten gelegentlich für die Kosmokraten und Dwingeloo wurde zum Ort der Ruhe, bis die Flammenstaubträger starben und sich der alte Aggressionstrieb wieder auszubreiten drohte. Doch immer wieder kehrte Lae zurück und führte die neuen Anführer zum Flammenstaub. Dieser Kreislauf wiederholte sich über Jahrhunderttausende, doch die Besuche des Kosmokratendieners wurden seltener, die negativen Auswirkungen unverkennbar. Die Rhoarxi waren süchtig und abhängig von Flammenstaub. Irgendwann blieb Lae ganz aus. Die Rhoarxi wussten zwar, wo die Kathedrale von Rhoarx zu finden war, doch alleine konnten sie dort nichts erreichen. Endlich tauchte Lae auf und erklärte, dass die Rhoarxi von nun an Präventivkriege zu führen hätten, ohne moralische Fragen zu stellen. Die Rhoarxi mussten akzeptieren, die Sucht nach dem Flammenstaub war zu stark. Nur einer der vier Stämme verweigerte sich, seine Geschichte verliert sich schnell im Dunkel der Geschichte. Die Kathedrale von Rhoarx öffnete sich wieder, bewacht von einigen kobaltblauen Walzenraumern, um ungebetene Gäste fernzuhalten. So entwickelte sich die Geschichte weiter, bis die Hohen Mächte den Vogelwesen ihre Gunst entzogen, nach 300.000 Jahren Dienst.
Zunächst verschanzten sich die Rhoarxi in ihren Hobbys, sie bebauten die Welten Dwingeloos, sie stellten genetische Experimente an, begannen sogar ein Scharmützel mit den Togronen. Doch die innere Unruhe wuchs, die Sucht nach Flammenstaub wurde übermächtig. Und die Kathedrale stand nun jedem offen. Und so beschlossen die Obersten Brüter, die Intrawelt zu erbauen, um die Kathedrale von Rhoarx herum, damit niemals negative Kräfte an die Macht des Flammenstaubs kämen. Denn trotz aller Probleme mit dem Wundermittel wussten die Rhoarxi auch um dessen Macht.
Sie erschufen die Urvölker der Intrawelt, die Anstizen, die Drieten und die Nomaden. Dazu noch ein viertes Volk, dessen Name nichts zur Sache tut. (Laut der Erzählungen der Rhoarxi). In einem Raumgebiet erhitzten die Rhoarxi künstlich die Sonnen, um aus dem Material neue Sterne entstehen zu sehen, die als Rohstoffmaterial Verwendung finden sollen. Gigantische Anstrengungen werden unternommen, geniale Pläne entwickelt und auch umgesetzt. Legenden werden gestreut und die Rhoarxi verschwanden von der Bildfläche Dwingeloos, gerade noch rechtzeitig, bevor die Varganen dort auftauchten und sich festsetzten. Immer wieder kam es beim Bau zu Verzögerungen, denn das Leben der Rhoarxi verlief zyklisch ab, nach Schaffenshochphasen kamen unabwendbar auch Tiefs. Und so verzögerte sich der Bau immer mehr. Zum Schutz der Intrawelt erschufen die Rhoarxi Teph, den Wächter, und zogen sich in die Intrawelt zurück.
*

Im Laufe der Zeit sieht Atlan, dass die Rhoarxi nicht ganz so unschuldig sind, wie es zunächst den Anschein hat. Es wird klar, dass sehr viele gentechnisch erzeugte Wesen ihr Leben unwissend in der Intrawelt verbringen. So auch die Maulspindler, doch Tuxit verteidigt die Taten seiner Vorfahren, doch insgeheim erkennt er auch die Schuld und schwört sich selbst darauf ein, den Grundstock zu legen für ein Umdenken. Doch die Strukturen sind verkrustet, wie Atlan auf der Ultrastation D-1 erkennen muss, ebenso wie Tuxit.

Dann geht die Sonne aus, und über einen Urfaden wird der Abstieg zur Kathedrale von Rhoarx möglich. Tuxit hält sich auf dem Weg dorthin weiterhin kryptisch zurück. Es wird klar, dass Atlan den Flammenstaub nur bekommen kann, wenn er Demut zeigt. Zunächst gelingt dem Arkoniden dies nicht. Die ungleichen Wesen durchstreifen die Kathedrale, ein Gebäude mit unbekannten Maßen und unbekanntem Aussehen, denn sie passt sich ihren Besuchern an. Als Tuxit sie das erste Mal betrat, sah er eine strahlende Käfigburg, in strahlendem Licht getaucht. Diesmal empfängt die Kathedrale sie als simpler grauer Quader.

Als sie die Kathedrale betreten, ist es unklar wo sie hin müssen. Tuxit erklärt, dass die »Kammer« den finden wird, der zum Träger werden soll, und nicht umgekehrt. Also durchwandern sie zunächst ziellos das Gebäude. Unbekannte Zeit vergeht. Atlan, der Peonu in seinem Nacken spürt, wird immer ungehaltener. Jolos Zustand verschlechtert sich unterdessen durch den harten Marsch und fehlende Flüssigkeit. In Atlan schwelt es, und irgendwann kommt es zu einem Wortgefecht zwischen ihm und Tuxit. Doch dies und der immer schlechtere Zustand des Echsenwesen bringen den Erfolg. Als Jolo zu sterben droht, ist die Demut da, eine Bachlandschaft erscheint. Jolo kräftigt sich, und Atlan wird klar, wo er hin muss.

Auf dem Weg zur Kammer erleben die vier Wesen die Geschichte Atlans mit, im Zeitraffer zieht sie vor ihnen allen vorbei, bis hin zum Zeitpunkt, als sie mit der Gegenwart verschmilzt. Sie sind an der Kammer. Dort bleiben Peonu und Jolo zurück, Tuxit dringt mit Atlan in sie ein, wie es bei den Rhoarxi Brauch ist. Denn vom Flammenstaub geht Gefahr aus, und immer ein Flammenstaubträger begleitet einen Neuling, um ihn vor dieser Gefahr zu schützen.

Als die beiden alleine sind, versucht Atlan Tuxit vor Peonu zu warnen, doch es gelingt nicht ganz. Tuxit denkt, dass Atlan aufgeregt ist. Durch einen seltsamen glitschigen Moosboden, der wohl ebenso reale Einbildung ist wie die Szenerien zuvor, erreichen sie den Ort der Begierde. Zunächst erkennt es Atlan nicht, doch durch die Lenkung Tuxits realisiert er ein schmirgelndes Geräusch und Tuxit erklärt:

*
Anmerkung: Hier wird nur das wesentliche genannt, Tuxit sagt noch viel mehr. Einige wenige Zeilen sind Zitate aus dem Roman, andere sind zusammengestellte Sätze.
Das Universum ist bei weitem nicht so perfekt, wie es erscheint. Permanent geschehen seltsame Dinge. Jede Aktion erzeugt eine Reaktion. Jeden Moment tun sich unendliche viele Fortsetzungen auf, doch erst durch unsere Aktion erschaffen wir unsere Gegenwart. Unser Universum ist, weil wir sind. Wir hinterlassen Spuren im Universum. Und so klein sie auch sind, sie sind von Bedeutung.
Unendlich viele Wesen erschaffen zu jeder Zeit unendlich viele Fortsetzungen, und es gehen gleichzeitig unendlich viele Fortsetzungen verloren.
Die Wahrscheinlichkeiten, die wir mit uns tragen, folgen uns überallhin. Es gibt nur verschwindend wenige Ausnahmen im Multiversum, darunter diesen Ort. Einem »Ort zwischen den Orten«, hier gibt es keine Wahrscheinlichkeiten, sondern nur diesen einen Zustand, der bis in alle Ewigkeiten gleich bleiben wird. Dies ist eine Achse, die den Eindruck vermittelt, dass sich das gesamte Multiversum darum dreht. Und da, wo es sich dreht, entsteht das schmirgelnde Geräusch, es entsteht Abrieb. Der Flammenstaub, das Abfallprodukt universeller Geschichte. Jenes unheilvolle, verfluchte, verderbliche Mittel, das alle Wahrscheinlichkeiten, die du dir nur vorstellen kannst, erzeugt.
*

Die beiden so verschiedenen Wesen stehen an einem Punkt des Multiversums, der fix ist. Ein stabiler Fixpunkt im expandierenden Multiversum, ein Dreh- und Angelpunkt der Welt. Von hier aus könnte man theoretisch auch direkt hinter die Materiequellen gelangen, denn auch der Lebensraum der Kosmokraten ist, wenn auch nur via einer dünnen Nabelschnur, mit dem niederen Universum verbunden. Fasziniert ist Atlan von dieser Vorstellung und den Möglichkeiten, und deshalb schreitet auch Tuxit ein, erklärt, dass er genau deshalb mit hier ist, um den Neuling von der Verführung der Möglichkeiten dieses Ortes zwischen den Orten zurückzuhalten und daran zu erinnern, warum Atlan wirklich hier ist.

Dann geht es an die Aufnahme das Flammenstaubs, Atlan soll seine Hände auf die zu sehende Kugel legen und sie sanft streicheln, der Flammenstaub setzt sich dann an seinen Händen ab, dieser muss via Nase oder Mund in den Körper gelangen, geschnupft oder gelutscht.

Doch Tuxit warnt erneut vor der Gefährlichkeit des Flammenstaubs, innerhalb der Intrawelt ist er ungefährlich für den Träger, doch außerhalb beginnt er sofort mit der Zersetzung des Trägers. Es bietet ihm zwar die Möglichkeit, das Universum zu erschaffen und wieder zu zerstören, doch es lässt ihm keine Zeit dazu. Atlan ist überzeugt von sich als Träger, doch Tuxit sieht keine besonderen Fähigkeiten, die Atlan als einen fähigen Träger ausweisen. Das Vogelwesen ist recht pessimistisch und auch irgendwie deprimiert. Atlan wird dies klar, als der Rhoarxi seine Vermutungen in Bezug auf sein Volk äußert. Er und viele seiner Vorfahren gehen davon aus, dass die Kosmokraten die Rhoarxi einst, vor sehr langer Zeit, genetisch konditionierten, um sie später als Flammenstaubträger zu verpflichten und zu missbrauchen.

Atlan, der die Stimmung direkt versteht, greift nach dem Flammenstaub und nimmt ihn in sich auf. Zunächst spürt er nichts, doch Tuxit macht ihm durch seinen Tonfall klar, dass er dem Arkoniden in der Außenwelt keine lange Überlebenschance gibt. So kehren die beiden zurück zu ihren wartenden Begleitern.

Kurz vor der Grenze stürmt Atlan los. Ihm ist klar, dass er Peonu nun überraschen muss. Der Chaosdiener ist auch zunächst überrumpelt und überrascht, doch Atlan unterliegt, noch dazu hat Peonu Jolo unter seiner Kontrolle, und dieser attackiert den überraschten Tuxit. Die beiden Rückkehrer unterliegen, Atlan geht k.o. Als er nach geraumer Zeit wieder erwacht, entdeckt er zunächst den schwer zerschrammten, schwach atmenden, also lebenden Tuxit. Und dann entdeckt er Jolo. Dessen Gesicht zeigt den Ausdruck inneren Friedens, doch das typische Mienenspiel fehlt. Der trotz allem treue Gefährte des alten Arkoniden ist tot.

Das Portal in die Kammer steht leicht geöffnet da. Es ist klar, dass Peonu eingedrungen ist und sich Flammenstaub geholt hat, und er hat diesen Ort zwischen den Orten auch wieder verlassen. Atlan weiß, dass er den Chaosdiener nicht aus der Intrawelt entwischen lassen darf. Doch der Extrasinn stellt die Gegenfrage, warum der Seelenhorter Atlan am Leben ließ.

Innenillustration

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© Heinrich Bauer Verlag KG